Kannibalismus im Schweinestall
Viele Namen für ein immer wieder aktuelles Thema: Kannibalismus ist ein Problem, mit dem sich jeder Schweinehalter während der Ausübung seines Berufs schon einmal auseinandersetzen musste.
Egal ob Fütterungs-, Witterungs- oder Hygienebedingt müssen die Ursachen und (auch präventiv) Lösungen für die jeweilige Situation gefunden werden.
Nekrosen und Kannibalismus/ Caudophagie
Schwanz-, Ohren- und Flankenbeißen sind weder für Tier noch für Landwirt angenehm. Neben der psychischen Belastung für den Landwirt kommt oft auch ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden hinzu. Betroffene Tiere sind in ihrem Allgemeinbefinden eingeschränkt, ziehen sich zurück, fressen weniger, wodurch biologische Minderleistungen im Bereich der Zunahmen und Futterverwertung entstehen können. Infiziert sich die Wunde, steigen Betreuungsaufwand, Tierarztkosten, der Verwurf von Teilstücken am Schlachtband wegen aufgestiegener Infektionen mit Abszessbildung – bei schweren Verletzungen bleibt manchmal nur noch das Merzen als letztes Mittel.
Arten und Entstehung
Oft beginnt Schwanz- oder Ohrenbeißen damit, dass andere Schweine die sich attraktiv bewegenden Körperteile spielerisch ins Maul nehmen. Entstehen dabei leichte Verletzungen oder ist das Gewebe durch Nekrosen vorgeschädigt, empfindet das betroffene Tier es zu Beginn als angenehm, dass Buchtengenossen es weiter bekauen. Austretendes Wundsekret oder Blut regt zusätzlich dazu an.
Eine weitere Form ergibt sich durch gestresste Schweine, die ihrem Unmut durch gezielte Beißattacken Luft machen. Dieser Stressabbau mündet in einer Verhaltensstörung.
Beide Arten von Beißgeschehen können dann innerhalb weniger Stunden eskalieren.
Hintergründe und Ursachen
Eine eindeutige Ursache für die Problematik ist nicht zu benennen. Meistens kommen verschiedene Einflussfaktoren zusammen, die das wortwörtliche Fass zum Überlaufen bringen, weswegen auf betroffenen Betrieben oft eine umfangreiche Schwachstellenanalyse notwendig ist, um möglichst viele Ursachen für Kannibalismus unter Schweinen zu erkennen und im nächsten Schritt auszuschalten.
Oft gehen Gewebsschädigungen bzw. Nekrosen einem Beißgeschehen voraus, wobei Stoffwechselstörungen und eine Belastung des Immunsystems eine zentrale Rolle spielen. Hierbei werden Zellwandbestandteile von gram-negativen Bakterien wie z.B. E.coli oder Salmonellen, sogenannte Lipopolysaccharide bzw. Endotoxine, frei.
Bei einer, durch andere Einflüsse (z.B Stress, Hitze / Kälte, Mykotoxine, unangepasste Ration, Wassermangel, …) geschädigte Darmwand können diese Endotoxine ins Blut übergehen. Diese verursachen im gesamten Körper Entzündungsreaktionen, die dazu führen, dass die feinen Kapillar-Gefäße von peripheren Körperteilen wie Ohren, Schwanz und Klauen schlechter Durchblutet werden oder sogar verstopfen. Im Endeffekt führt dies zum Absterben des umliegenden Gewebes (=Nekrose).
Einflussfaktoren für Nekrosen und Kannibalismus
Prävention
Da die Ursachen so vielfältig sind und die Ausprägung des Problems je nach Betrieb sehr unterschiedlich ist, muss jeder Betrieb individuell reagieren und Risikofaktoren ausschalten. Allgemein gilt natürlich die gute fachliche Praxis mit einer für das Tier optimierten Haltung.
Spezielles Augenmerk sollte vor allem auf folgende Punkte gelegt werden:
- Stressreduktion (angepasste Belegdichte, Buchtenstrukturierung, wenig Umgruppierung, ruhiger Umgang),
- Beschäftigung (organisches Material, das veränderbar, kaubar, wühlbar, fressbar ist, gemeinsam erkundet werden kann und durch häufigen Wechsel lange attraktiv bleibt),
- Wasser (hohe biologische und chemische Qualität, angepasste Durchflussmengen und genügend Tränken),
- Stallklima (Schadgaskonzentration, Temperaturkurve, genügend Frischluft, keine Zugluft),
- Rohfasergehalt und Anteil bakteriell fermentierbarer Substanz in der Ration,
- Ration (angepasst nahe am Bedarf, kein krasser Wechsel der Komponenten),
- allgemeine Tiergesundheit (enge Zusammenarbeit mit bestandsbestreuendem Tierarzt)
Im Notfall
Leider lässt sich auch mit der größten Sorgfalt ein gelegentliches Auftreten nicht gänzlich verhindern. Damit es nicht zur Eskalation kommt, ist gute Tierbeobachtung von entscheidender Bedeutung.
Bei den folgenden Warnsignalen gilt es schnell zu reagieren:
- gesteigerte Nervosität und intensives Manipulieren der Umgebung, der Buchtengenossen, des Tierhalters,
- „schnullen“ an Schwänzen, Schwanz ins Maul nehmen, erstes Bekauen
- blanke, haarlose Schwänze,
- stark wedelnde, schlagende Schwänze,
- hängende, eingeklemmte Schwänze,
- Beißpunkte, erste blutende Verletzungen.
Für effektive Ablenkung sorgen:
- grünes (Heu, Luzerne) oder mindestens organisches Beschäftigungsmaterial (Jutesäcke, Sisalseil, Baumwollseil, Holz)
- Toxinbindung (Wühlerde/Ferkeltorf ad libitum, MycoBond ad libitum oder in Ration einmischen)
- Lecksteine/Leckmassen
- verschiedene handelsübliche Plastikspielzeuge
Wichtig dabei ist ein häufiger Wechsel, um die Ablenkungsobjekte und -materialien attraktiv zu halten. Außerdem sollten betroffene Tiere (und/oder Beißer, sofern sie identifiziert werden können) separiert werden, um weiteres Beißen zu verhindern. Bei Verletzungen sollten die Wunden in Absprache mit dem Tierarzt behandelt werden, um Infektionen zu verhindern bzw. zu bekämpfen. Hierbei spielen die lokale Behandlung der Wunde sowie systemisch angewendete Antibiotika und Schmerzmittel/Entzündungshemmer eine Rolle.
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Nekrose oder auch Nekrobiose wird vom altgriechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie das Absterben von einzelnen Gliedern und wird auch als Absterben einzelner Zellen verstanden.
Bei einer, durch andere Einflüsse (z.B Stress, Hitze / Kälte, Mykotoxine, unangepasste Ration, Wassermangel, …) geschädigte Darmwand können diese Endotoxine ins Blut übergehen. Diese verursachen im gesamten Körper Entzündungsreaktionen, die dazu führen, dass die feinen Kapillar-Gefäße von peripheren Körperteilen wie Ohren, Schwanz und Klauen schlechter Durchblutet werden oder sogar verstopfen. Im Endeffekt führt dies zum Absterben des umliegenden Gewebes (=Nekrose).
Caudophagie ist der Fachbegriff für Schwanzbeißen – hauptsächlich bei Schweinen. Das Wort setzt sich aus dem lateinischen „cauda“ – „Schwanz(ende)“ und dem altgriechischen „phagein“ – „essen“ zusammen. Es beschreibt ein destruktives Verhalten bei Schweinen, bei dem Verletzungen im Bereich des Schwanzes oder der Ohren durch das Bekauen durch andere Schweine entstehen.
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